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Open Access Publishing in Österreich 2012
Open Access Publishing in Austria 2012
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Veröffentlicht: | 20. Dezember 2012 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Im November 2011 wurde vom Forum Universitätsbibliotheken Österreichs (ubifo) eine Task Force „Open Access an den österreichischen Universitäten“ eingerichtet, deren Aufgabe die Erhebung der aktuellen Rahmenbedingungen für den Goldenen Weg bzw. den Grünen Weg zu Open Access an den österreichischen Universitäten ist. 2012 wurde eine Umfrage an den Universitätsbibliotheken durchgeführt, die einen Überblick über den Status von Open Access an den österreichischen Universitäten bietet.
Abstract
The Task Force on “Open Access at universities in Austria” was set up by the Council of Austrian University Libraries in November 2011. The group was charged with the analysis of the current policy framework of Open Access and to identify projects that deal with the “golden road” and the “green road” to Open Access at universities in Austria. The working group started off by conducting a survey in early 2012 of all Austrian university libraries to gather information on their experiences with the implementation of Open Access.
1 Rahmenbedingungen für Open Access in Österreich
Open Access wird in Österreich bisher nur von Einzelinitiativen getragen, es gibt aber keine fundierte Open Access-Strategie auf nationaler Basis, wie sie etwa von der Allianzinitiative für Deutschland formuliert worden ist.
Dementsprechend waren für Österreich in den letzten Jahren nur einzelne Aktivitäten des Goldenen Weges zu Open Access und auch des Grünen Weges zu Open Access zu registrieren [1], [2], [3], [4].
Bemerkenswerte Open Access-Akzente wurden und werden vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), dem ersten österreichischen Unterzeichner der Berliner Erklärung, mit seiner Open Access Policy gesetzt: „Als Unterzeichner der „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities“ hat sich der FWF verpflichtet, den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und Forschungsdaten im Internet nachhaltig zu unterstützen und zu propagieren. In diesem Sinn verpflichtet der FWF alle ProjektleiterInnen und Projektmitarbeiterinnen, ihre Publikationen durch Open-Access-Medien im Internet frei zugänglich zu machen. Von der Verpflichtung zur Open-Access-Publikation kann nur abgewichen werden, wenn es aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist. Dies ist gegenüber dem FWF bei der Endberichtslegung zu begründen“ [5].
Auf universitärer Ebene liegt mit den „Empfehlungen der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) zu einer Open-Access-Politik der Universitäten“ seit 2010 ein wichtiges Dokument vor, das allerdings aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Universitäten in Österreich – Stichwort Autonomie – nur unverbindlichen Charakter hat: „Während diese Politik aus den genannten Gründen prinzipiell zu fördern ist, liegt es im Autonomiebereich der jeweiligen Universität, die Forschungsergebnisse ihren Angehörigen frei zugänglich zu machen“ [6].
Im Spätherbst 2011 wurde vom Forum Universitätsbibliotheken Österreichs (ubifo), einem Gremium, in dem die Universitätsbibliotheken der 21 öffentlichen Universitäten sowie der Österreichischen Nationalbibliothek auf Leitungsebene kooperieren, die Task Force „Open Access an den österreichischen Universitäten“ mit der Zielsetzung eingesetzt, zu erheben, ob und in welchem Ausmaß Open Access an den österreichischen Universitäten bereits realisiert wird. Ermittelt werden sollte, welche Rahmenbedingungen für den Goldenen bzw. den Grünen Weg zu Open Access Publishing an den Universitäten in Österreich bestehen und in welcher Form Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Publikationen entsprechend den Kriterien von Open Access im Umfeld ihrer Universitäten umsetzen können [7].
Ein fundierter Überblick zum Thema Open Access an den österreichischen Universitäten fehlte bisher, wenn auch Studien zu Detailfragen vorliegen. Bereits 2006 wurde am Beispiel von drei Universitäten analysiert, mit welchen Kosten bei einem generellen Umstieg auf Open Access Publishing zu rechnen ist [8]. Weiters wurde auf Basis von Daten, die im Rahmen des EU-geförderten Projektes „Study of Open Access Publishing“ (SOAP) erhoben worden sind [9], untersucht, in wie weit österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Open Access als Publikationsmodell bereits nutzen [10].
2 Open Access an den österreichischen Universitäten
Die Task Force „Open Access an den österreichischen Universitäten“ führte im Februar und März 2012 eine Umfrage auf der Basis von Survey Monkey an den Universitätsbibliotheken der öffentlichen Universitäten durch, um den Status Quo von Open Access an den österreichischen Universitäten abbilden zu können und damit eine fundierte Basis für zukünftige Maßnahmen auf strategischer und operativer Ebene vorzulegen [11].
Die Universitätsbibliotheken der 21 öffentlichen Universitäten in Österreich wurden zur Beteiligung an der Umfrage eingeladen und sie haben sich ohne Ausnahme an der Erhebung beteiligt:
- Universitätsbibliothek der Karl-Franzens-Universität Graz
- Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Graz
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Graz
- Universitätsbibliothek der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz
- Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Innsbruck [zuständig für die Literaturversorgung der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck]
- Universitätsbibliothek der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Universitätsbibliothek der Montanuniversität Leoben
- Universitätsbibliothek der Johannes Kepler Universität Linz
- Universitätsbibliothek der Universität für Künstlerische und Industrielle Gestaltung Linz
- Universitätsbibliothek Salzburg
- Universitätsbibliothek der Universität Mozarteum Salzburg
- Universitätsbibliothek Wien
- Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Wien
- Universitätsbibliothek der Universität für Bodenkultur
- Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien
- Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien
- Universitätsbibliothek der Akademie der Bildenden Künste Wien
- Universitätsbibliothek der Universität für Angewandte Kunst Wien
- Universitätsbibliothek der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien
Der Open Access-Fragebogen umfasste 15 Fragen, in denen erhoben wurde, …
- ob Open Access an den österreichischen Universitäten als wichtiges Thema wahrgenommen wird;
- ob die kompetente Ansprechpartnerin für Open Access Fragen an der jeweiligen Universität die Universitätsbibliothek ist;
- von wem die Open Access Initiative ausgeht;
- wie viele Personen in Vollzeitäquivalent an der jeweiligen Universität mit Open Access Agenden beschäftigt sind;
- wodurch die Wissensvertiefung der an der jeweiligen Universität mit Open Access Agenden betrauten Personen erfolgt;
- ob es an der jeweiligen Universität einen Hochschulschriftenserver für die Archivierung von Diplomarbeiten, Dissertationen und Masterthesen im Volltext gibt;
- ob es an der jeweiligen Universität ein institutionelles Repositorium für die Archivierung von Pre- und Postprints von wissenschaftlichen Zeitschriftenaufsätzen gibt;
- ob an der eigenen Universität der Goldene Weg sowie das „Freikaufen“ von Artikeln in traditionellen Journals finanziell unterstützt wird;
- ob Article Processing Fees aus dem Budget beglichen werden;
- ob an der jeweiligen Universität Open Access Publikationen in der Forschungsdatenbank als solche gekennzeichnet und als Teilmenge sichtbar gemacht werden;
- ob es an der jeweiligen Universität weitere Open Access Angebote gibt (u.a. Archivierung im Auftrag der Autorinnen und Autoren, Open Access Informationsveranstaltungen, Open Access Schulungen);
- ob die jeweilige Universität Partner an kooperativen nationalen (intra- und interuniversitären bzw. an anderen österreichischen) Open Access Initiativen und Projekten ist;
- ob die jeweilige Universität Partner an kooperativen internationalen (in- und ausländischen Universitäten und Organisationen) Open Access Initiativen und Projekten ist;
- ob die jeweilige Universität über die notwendigen Ressourcen (finanziell und personell) sowie über das entsprechende Know-how verfügt, um die gewünschten Open Access Services zu erbringen;
- welche Hindernisgründe für die Umsetzung von Open Access Publishing an der jeweiligen Universität bestehen.
2.1 Verankerung von Open Access an den österreichischen Universitäten
An zehn der 21 öffentlichen Universitäten wird Open Access als „sehr wichtiges Thema“ oder als „wichtiges Thema“ wahrgenommen, für elf Universitäten ist dies „weniger zutreffend“ oder „gar nicht zutreffend“ [Frage 1]. Nur an der Universität Wien wird Open Access als „sehr wichtiges Thema“ wahrgenommen. Bereits 2008 wurde an der größten Universität des Landes eine permanente Open Access Arbeitsgruppe eingerichtet, 2010 erfolgte die Unterzeichnung der Berliner Erklärung durch das Rektorat, seit 2012 gibt es ein universitätsweites Open Access Board, bestehend aus Mitgliedern des Rektorates, der Universitätsbibliothek und anderen universitären Dienstleistungseinrichtungen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Wien.
Die Universitätsbibliotheken werden an zehn Universitäten als „kompetente Ansprechpartnerinnen für Open Access“ eingeschätzt, während dies für sechs Universitäten verneint wird („weiß nicht“: 5 Antworten) [Frage 2].
Auf die Frage „Von wem geht die Open Access Initiative an Österreichs Universitäten aus?“ sehen 13 die Initiative bei den Bibliotheken, sieben bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und sieben beim Rektorat, während an sieben Universitäten „eigentlich noch keine richtige Initiative“ festgestellt werden konnte (Mehrfachnennungen möglich) [Frage 3].
Die Frage nach der Einschätzung „Wie viele Personen (in Köpfen) sind in der Universitätsbibliothek mit Open Access Agenden betraut?“ wurde für 13 Universitäten mit „keine“ beantwortet; demgegenüber wurde für acht Universitäten zumindest eine Person genannt, die Open Access Agenden wahrnimmt. Nur an zwei Universitäten sind die Open Access Agenden im Organigramm der jeweiligen Universität angeführt (Universität Wien, Wirtschaftsuniversität Wien) [Frage 4].
2.2 Green Road to Open Access an den österreichischen Universitäten
Die Frage „Gibt es einen Hochschulschriftenserver für die Archivierung von Diplomarbeiten, Dissertationen und Masterthesen im Volltext?“ wurde von 14 von 21 Universitätsbibliotheken bejaht. Werden allerdings vier wichtige Kriterien für Hochschulschriftenserver herangezogen (freie Verfügbarkeit der Volltexte, stabile und zitierfähige URLs, geeignete Schnittstellen gemäß OAI-PMH, direkte Durchsuchbarkeit) so genügen nur drei Hochschulschriftenserver diesen Anforderungen (Universität Wien, Wirtschaftsuniversität Wien, Medizinische Universität Wien) [Frage 6].
Unter Heranziehung der oben genannten Kriterien wird ein institutionelles Repositorium nur an zwei Universitäten (u:scholar der Universität Wien, ePubWU der Wirtschaftsuniversität Wien) betrieben [Frage 7].
2.3 Gold Road to Open Access an den österreichischen Universitäten
An vier Universitäten wird der Goldene Weg durch eine Übernahme der Publikationsgebühren (Article Processing Fees) in Form einer Mitgliedschaft bei BioMed Central unterstützt (Universität Wien, Technische Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien, Technische Universität Graz); zwei Universitäten sind hinsichtlich einer Unterstützung des Goldenen Weges in einer Planungs- bzw. Testphase (Veterinärmedizinische Universität Wien, Medizinische Universität Graz); eine Universität musste aus Kostengründen trotz hoher Akzeptanz durch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Mitgliedschaft bei BioMed Central wieder kündigen (Medizinische Universität Wien) [Frage 8].
An einer Universität erhält die Universitätsbibliothek zusätzliche Mittel zur Finanzierung von Article Processing Fees [Frage 9]. Generell ist eine umfassende Finanzierung des goldenen Weges aus den vorhandenen Literaturetats nicht möglich, weil primär die Literaturversorgung der eigenen Institution sicherzustellen ist.
Nur an drei der 21 Universitäten werden Open Access-Publikationen in der Forschungsdokumentation gekennzeichnet (Universität Wien, Veterinärmedizinische Universität Wien, Medizinische Universität Graz); zwei Universitäten planen eine entsprechende Maßnahme (Universität für angewandte Kunst, Universität für Bodenkultur) [Frage 10].
2.4 Open Access-Wissensvertiefung und weitere Open Access-Angebote
An 16 der 21 öffentlichen Universitäten in Österreich erfolgt die Wissensvertiefung der mit Open Access Agenden betrauten Personen durch passive Teilnahme an Informationsveranstaltungen. Weiters genannt wurden elfmal passive Teilnahme an Konferenzen, viermal aktives Publizieren und dreimal aktive Vortragstätigkeit über Open Access; keine Maßnahmen zur Wissensvertiefung werden an fünf Universitäten gesetzt (Mehrfachauswahl möglich) [Frage 5].
Während neun Universitäten keine Open Access-Angebote aufweisen, gibt es diesbezügliche Aktivitäten an zwölf Universitäten. Vier Universitäten bieten Informationen über Open Access im Inter- oder Intranet, an vier Universitäten werden Open Access Ressourcen in diversen elektronischen Nachweissystemen gekennzeichnet, an drei Universitäten erfolgt im Auftrag der Autorinnen und Autoren Archivierung im Repositorium, an sechs Universitäten werden Open Access-Schulungen und Informationsveranstaltungen durchgeführt, an fünf Universitäten wird Open Access-Beratung für Autorinnen und Autoren sowie Herausgeberinnen und Herausgeber von wissenschaftlichen Zeitschriften angeboten (Mehrfachauswahl möglich) [Frage 11].
2.5 Nationale und internationale Open Access-Kooperationen
Die Fragen „Unsere Universität ist Partner an kooperativen nationalen Open Access-Initiativen und Projekten“ [Frage 12] bzw. „Unsere Universität ist Partner an kooperativen internationalen Open Access-Initiativen und Projekten?“ [Frage 13] konnte jeweils nur von der Universität Wien bejaht werden.
Auf nationaler Ebene kooperiert die Universität Wien in mehreren Projekten mit dem FWF, auf internationaler Ebene engagiert sie sich etwa bei OpenAIRE, OpenAIRE+, open-access.net und SCOAP3.
2.6 Rahmenbedingungen für Open Access
Die Frage „Unsere Universität verfügt über die notwendigen Ressourcen (finanziell und personell) sowie über das entsprechende Know-how, um die gewünschten Open Access-Services zu erbringen?“ wurde für keine Universität mit „völlig zutreffend“ bzw. „zutreffend“ beantwortet; für 12 Universitäten wurde die Antwortmöglichkeit „weniger zutreffend“, für sechs Universitäten „nicht zutreffend“ gewählt („weiß nicht“: 3 Antworten) [Frage 14].
Bei der Frage nach den aktuellen Hindernissen für eine erfolgreiche Umsetzung einer Open Access-Strategie an meiner Universität wurden folgende Punkte besonders häufig genannt: fehlende finanzielle und personelle Ressourcen, fehlende Policy, fehlendes Interesse (Rektorat, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) und Verteuerung der Kosten.
Teilergebnisse der von der Task Force „Open Access an österreichischen Universitäten“ durchgeführten Studie wurden bereits im September 2012 im Rahmen von Konferenzen in Aachen [12] und Wien [13] präsentiert; eine vollständige Publikation der Umfrage ist für 2013 geplant.
3 Aktuelle Open Access-Initiativen in Österreich
2012 könnte sich zu einem markanten Jahr für die Etablierung von Open Access in Österreich entwickeln, weil wichtige Initiativen und Projekte gestartet worden sind [14].
Einen Höhepunkt stellten die 6. Open Access Tage dar, die vom 26. bis 27. September 2012 an der Universität Wien – und damit erstmals in Österreich – stattgefunden haben [15].
Parallel zur Tagung erschien ein Themenheft der „Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare“ zum Schwerpunktthema „Open Access in Österreich“. Darin wurden u.a. Beiträge über Open Access und die Österreichische Akademie der Wissenschaften [16], über die Open Access Aktivitäten der Universität Wien [17] und das institutionelle Repositorium der Universität Wien [18] veröffentlicht; publiziert wurde auch eine Bibliografie, die sämtliche Arbeiten zum Thema Open Access und Österreich von 2001 bis 2012 beinhaltet [19].
Die entscheidende Rolle für die Etablierung von Open Access als Publikationsmodell kommt den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu; auch in Österreich bekennen sich mittlerweile Vertreterinnen und Vertreter aller Wissenschaftsdisziplinen zu Open Access Publishing. Im Sommer 2012 haben 41 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bzw. einige Österreicherinnen und Österreich immer Ausland, in kurzen Statements, die auf der Website des FWF veröffentlicht worden sind, erklärt, warum sie Open Access betreiben bzw. warum ihnen Open Access wichtig ist [20].
Ein weiterer wichtiger Akteur für Open Access in Österreich ist mittlerweile die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die im November 2011 eine Open Access Policy verabschiedet hat [21].
Passend zu dieser Entwicklung plant auch die Universität Wien, der eine wichtige Pionierrolle für Open Access insbesondere an den österreichischen Universitäten zukommt, in den nächsten Monaten eine Open Access Policy zu verabschieden; bereits im aktuellen Entwicklungsplan wird Open Access als ein wichtiges Ziel genannt: „Die Universität Wien unterstützt die wissenschaftspolitische Forderung nach offenem Zugang (Open Access) zu wissenschaftlichen Publikationen. Sie beteiligt sich in Kooperation mit nationalen und internationalen Einrichtungen an der diesbezüglichen Diskussion“ [22].
Im November 2012 erfolgte die Konstituierung des OANA (Open Access Netzwerk Austria), das eine Optimierung der Koordination zwischen den Forschungsstätten (Universitäten, Akademie der Wissenschaften), Forschungsförderern (FWF) und der Forschungspolitik (Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung) anstrebt [23].
Im Bereich des Goldenen Weges wurde jüngst eine Förderinitiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung mit dem Ziel gestartet [24], die Entwicklung von bis zu zehn hochqualitativen, innovativen und nachhaltigen Open Access-Zeitschriften auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften zu fördern, sei es durch Transformation bestehender Fachzeitschriften, sei es durch Neugründung von Fachzeitschriften.
Fortschritte gab es auch bei den Vorbereitungen für das internationale Projekt SCOAP3 (Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics). SCOAP3 verfolgt das Ziel, bereits etablierte Subskriptionszeitschriften aus dem Bereich der Hochenergiephysik vollständig auf ein Open Access-Modell umzustellen und somit aufzuzeigen, unter welchen Voraussetzungen und zu welchen Kosten eine Transformation von Subskriptions- zu Open Access-Zeitschriften möglich ist. Während das Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als offizieller österreichischer Partner für SCOAP3 fungiert, soll das Projekt nunmehr operativ von der ÖBVSG (Österreichische Bibliotheken- und Service GmbH) abgewickelt werden. Gestartet werden soll SCOAP3 im Jänner 2014.
Auch im Bereich des Grünen Weges gibt es neue konkrete Anstrengungen, nachdem 2010 mit der Aufhebung einer Novelle des Universitätsgesetzes (2009) der Aufbau eines zentralen Repositoriums für wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten im Volltext aus budgetären Gründen verunmöglicht worden ist [25]. Dass institutionelle Repositorien auch für österreichische Universitäten (und andere Forschungseinrichtungen) zu einem wichtigen Thema geworden sind, wurde zuletzt im Juli 2012 darin ersichtlich, dass eine Vernetzungsinitiative zum Thema „Starting a Repository“ am IST Austria ein sehr großes Interesse gefunden hat [26].
Neue Initiativen zur Förderung der Informationsinfrastruktur an den österreichischen Universitäten durch den möglichst kooperativen Aufbau und Betrieb von Repositorien bzw. die Etablierung einer nationalen e-Infrastructure für Forschung in Österreich wurden im Herbst 2012 von der OBVSG sowie vom Forum Forschung der österreichischen Universitätenkonferenz gestartet; beide Ansätze verfolgen das Ziel, neben den Publikationen auch Forschungsdaten zu archivieren.
Der FWF, seit 2009 als Förderer von Open Access-Maßnahmen aktiv [27] hat neben der seit 2010 bestehenden Kooperation mit UK PubMed Central (UKPMC) zur Förderung des Grünen Weges für Publikationen auf dem Gebiet der Life Sciences [28] 2012 eine weitere Kooperation mit der Universität Wien gestartet. Auf der Basis des von der Universitätsbibliothek Wien betriebenen Digital Asset Management Systems Phaidra wurde eine E-Book-Library entwickelt, in die seit Dezember 2011 selbständige Publikationen verpflichtend eingestellt werden, die aus Projekten, die vom FWF finanziert worden sind, entstanden sind [29]. 2012 finanziert der FWF insgesamt 1,7 Mio. Euro für Open Access (Article Processing Fees im Ausmaß von 200.000 Euro für Open Access Journals wie PLoS; Article Processing Fees für Hybrid-Zeitschriften im Ausmaß von 1,3 Mio. Euro, insbesondere bei Elsevier und Wiley; Ausgaben für Open Access Bücher im Ausmaß von 200.000 Euro) [30].
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in den letzten Monate könnte also durchaus der Fall eintreten, dass Open Access als Publikationsmodell auch in der österreichischen Wissenschaftslandschaft – zeitgerecht zum 10-Jahr-Jubiläum der Berliner Erklärung – auf breiter Basis Realität wird.
Anmerkung
Interessenkonflikte
Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.
Literatur
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